Politische Kriminalitätsfurcht und Wahlverhalten: Wie die Sorge vor Extremismus und Issue-Ownership die Wahlabsicht prägen

Abstract

Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwiefern politische Kriminalitätsfurcht – verstanden als die Sorge vor Extremismus und politisch motivierter Kriminalität – das Wahlverhalten beeinflusst. Konkret wird untersucht, ob es sich bei der Bekämpfung von politischer Kriminalität und Extremismus eher um ein Politikfeld handelt, für das moderaten demokratischen Parteien eine besondere Kompetenz zugeschrieben wird (»Valenzissue«), oder ob das Themenfeld unter ideologischen Widersachern politisch deutlich umstritten ist (»Positionsissue«). Die Frage wird empirisch auf der Grundlage des PaWaKS-Datensatzes untersucht, der es ermöglicht, sowohl intra- als auch interindividuelle Veränderungen über die Zeit hinweg zu analysieren. Dies geschieht durch den Einsatz multinomialer Mehrebenenmodelle und bayesianischer Schätzverfahren. Auf dieser Grundlage wird untersucht, wie die Wahlabsicht durch die wahrgenommene Entwicklung politisch motivierter Straftaten sowie durch die Sorge vor Extremismus beeinflusst wird. Es wird gezeigt, dass eine erhöhte politische Kriminalitätsfurcht die Wahrscheinlichkeit, Parteien der politischen Mitte zu wählen, nicht bedeutsam erhöht. Stattdessen verstärkt die Sorge vor Rechtsextremismus die Neigung, Parteien des linken Spektrums zu unterstützen, während die Sorge vor Linksextremismus eine Wahlabsicht zugunsten rechter Parteien wahrscheinlicher macht. Ausweislich dieser Befunde ist der Abwehr kampf gegen Extremismus offenbar ein Positionsissue, das weitgehend in ideologischen Konfliktlinien verhaftet bleibt. Politische Kriminalitätsfurcht ist mithin nicht exogen, sondern wird anscheinend selbst von bestehenden politischen Überzeugungen beeinflusst.

Publication
In: Deliah Wagner, Jennifer L. Führer und Frank Asbrock (Hg.): Von Kriminalitätsfurcht zu Feindseligkeit. Baden-Baden: Nomos, pp. 133-168