Polizeiliche Einstellungsmuster zur Corona-Pandemie
Interventionisten, Konformisten und Skeptiker in der sächsischen Polizei
Zusammen mit Christoph Meißelbach
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche Einstellungsmuster zur Corona-Pandemie und deren Eindämmung es unter Bediensteten der sächsischen Polizei gibt und mit welchen anderen Merkmalen diese zusammenhängen. Die empirische Grundlage bieten Daten aus einer Beschäftigtenbefragung in der Polizei Sachsen im Herbst 2020. Eine Clusteranalyse hat drei plausibel voneinander abgrenzbare Typen von Einstellungsmustern identifiziert: „besorgte Interventionisten“, „unsichere Konformisten“ und „unbesorgte Skeptiker“. Ausgehend davon wird untersucht, in welcher Weise die Zugehörigkeit zu diesen drei Gruppen mit anderen persönlichen und dienstlichen Eigenschaften wie Einsatzbereich, Laufbahngruppe, Soziodemographie, Medienkonsum, Informationsverhalten und persönlicher gesundheitlicher Betroffenheit zusammenhängen. So entsteht ein differenziertes Bild von den Einstellungsmustern der Beschäftigten einer Sicherheitsbehörde unter den Bedingungen einer umfassenden gesellschaftlichen Krise zu genau jenen Themen, mit welchen diese Behörden im Rahmen der Krisenreaktion befasst waren. Die Analysen zeichnen ein klareres Bild der verschiedenen Situationsdefinitionen und dahinterliegenden Sinnstrukturen der drei Einstellungstypen. Deutlich wird, wie unterschiedlich gerade besorgte Interventionisten und unbesorgte Skeptiker nicht nur die Pandemie, sondern auch die politischen Maßnahmen sowie deren Akzeptanz in der Bevölkerung wahrnehmen und beurteilen. Die Befunde bieten somit neuartige Einblicke in die diesbezüglich bisher nur wenig erforschte Institution Polizei, auf deren Grundlage sich auch systematische Vergleiche zur Gesamtbevölkerung ziehen lassen.